Quo vadis? - Die Münchner Straße in Karlsfeld

Gelingt uns aus einer trennenden Verkehrsader des Durchgangsverkehrs eine das Ortsbild positiv prägenden Boulevard zu schaffen? Ein Projekt der nahen Zukunft in Karlsfeld.

 

Ein Boulevard mit Aufenthaltsqualität auf der Münchner Straße im Wortsinne zu erschaffen, würde uns sicherlich erst gelingen, wenn der Karlsfelder Tunnel, eines aktuell leider fernen Tages, fertiggestellt ist und wir ganz eigenverantwortlich die Oberfläche neu gestalten dürften. Also muss ich mit dieser meinem Beitrag überschriebenen, provokanten These schon wieder zurückrudern? Naja, etwas, aber nicht ganz. Der Gemeinderat und die Gemeinde Karlsfeld arbeiten seit Jahren an Verbesserungen, leider können wir in dieser Frage nach außen noch wenig Erfolge aufweisen. Dies hat sich nun erfreulicherweise etwas geändert und davon möchte ich ihnen berichten.

 

Die Gemeinde darf auf der Münchner Straße, der Bundesstraße B304, weder bauliche Maßnahmen ergreifen, noch die Ampelschaltungen verändern, geschweige denn auch nur ein Verkehrszeichen aufstellen, es sei denn uns gelingt es, das Landratsamt als anordnungsberechtigte Straßenverkehrsbehörde oder das Staatliche Bauamt in Freising als Straßenbaulastträger von der Notwendigkeit einer gewünschten Veränderung zu überzeugen. Gleiches gilt für die Bajuwarenstraße, die als Staatsstraße ebenfalls vom Staatlichen Bauamt im Auftrag des Freistaates Bayern betreut wird. Diese Wünsche haben wir in den vergangenen 17 Jahren, seit ich das Amt des Verkehrsreferenten ausüben darf, reichlich festgestellt und weitergeleitet, um nach mehreren Monaten mit einem kurzen, trockenen Brief zu erfahren, dass zum Beispiel Fuß- und fahrradfreundlichere Schaltzeiten an den Ampelanlagen aufgrund der damit verbundenen Verlängerung der Rotphasen den mit über 40.000 Kraftfahrzeugen hoch anstehenden Durchgangsverkehr aufstauen würden und deshalb abgelehnt wurden. Irgendwann mussten wir einsehen, dass dieses uns beschäftigende Problem anders angegangen werden musste. Wir standen vor der Aufgabe, fachlich fundierte Argumente zu schaffen und als Gemeinde im Fragen des Straßenverkehrs auf der Münchner Straße und Bajuwarenstraße als Partner anerkannt zu werden.

 

Aus diesen Gründen haben wir 2013 begonnen, einen Verkehrsentwicklungsplan für die Gemeinde zu erstellen, der sonst eher ein Medium für Großstädte darstellt. Wir konnten ihn 2017 erfolgreich abschließen. Mit diesem fachlich fundierten Werk im Rücken, hatten wir eine viel bessere argumentative Position in den Gesprächen mit allen übergeordnet beteiligten Behörden. Uns lag damit erstmals eine fachlich ganzheitliche Betrachtung aus der Sicht aller Verkehrssparten (Kfz, ÖPNV, Parken und Fuß-/Radverkehr) vor. Im Rahmen dieser Aufstellung gelang es, uns nach einer Intervention beim damaligen Verkehrsminister Dobrindt doch noch mit dem Projekt Karlsfelder Tunnel in den Bundesverkehrswegeplan 2014 im weiteren Bedarf mit Planungsrecht aufgenommen zu werden.

 

Jetzt haben wir eine Chance, nicht nur mit dem Ludl-Gelände, unser Ortszentrum abschließend zu gestalten und zu formen, sondern auch die trennende Durchgangsstraße im Rahmen des räumlich machbaren so zu gestalten, dass sie unsere Ortsteile bestmöglich eint und nicht trennt. Dabei wäre natürlich der im Bundesverkehrswegeplan stehende Karlsfelder Entlastungstunnel mit einer den Ortsverkehr und Aufenthaltsqualität betonenden Oberfläche und der unterirdischen Durchleitung des Durchgangsverkehrs die ideale Lösung. Aber, ich weiß nicht, ob wir es je schaffen werden eine Bundesregierung oder einen Bundesverkehrsminister davon zu überzeugen uns diese Chance zu geben. Deshalb arbeiten wir schon länger an einem Plan B.

 

Nach ein paar Monaten Vorbereitung gelang uns am 16. Oktober 2024 im Karlsfelder Rathaus nach der Corona-Pandemie den Gesprächsfaden mit dem Staatlichen Bauamt, dem Landratsamt und der Polizei wiederaufzunehmen. Die Kommunikation mit der neuen Generation von Abteilungsleitern und der Behördenleitung hatte sich auf eine neue, mehr partnerschaftliche als hierarchische Ebene begeben. Die Gemeinde Karlsfeld wurde nun immer mehr als Partner zur Lösung der bestehenden, verkehrlichen Probleme anerkannt und die Vorteile einer Zusammenarbeit gesehen. Leider musste uns das Straßenbauamt deutlich machen, dass wir bis 2030 keine signifikanten Fortschritte an der B304 von ihnen erwarten dürfen. Es mangelt einfach erheblich an qualifizierten Fachpersonal. Nach einer zweistündigen Diskussion der aktuell bestehenden Probleme und der Notwendigkeit Maßnahmen zu ergreifen, konnten wir folgendes Ergebnis erzielen.

 

Bürgermeister Kolbe brachte die Idee auf, die komplette Überplanung der Münchner Straße im Ortsgebiet sowie nachgeordnet der Bajuwarenstraße in kommunale Sonderbaulast der Gemeinde Karlsfeld zu nehmen. Selbstverständlich muss dies mit einer Vereinbarung abgesichert werden und die Leistungen und Kosten der Gemeinde vom Straßenbauamt wieder ersetzt werden. Diese Idee fiel bei den Vertreten des Straßenbauamtes auf fruchtbaren Boden. Mit einer solchen Vereinbarung könnten wir nicht nur vor 2030 die dringend notwendige Sanierung und Modernisierung der Kreuzungen, Ampelanlagen, Sensoren und Aufstellflächen erreichen, sondern auch eine Überplanung der Fuß-/Radwege erzielen für mehr Attraktivität und Verkehrssicherheit an und auf der Münchner Straße. Dazu würde ein hochmoderner, belastbarer und lärmmindernder Fahrbahnbelag aufgetragen werden. Wir hätten es etwas mehr in der Hand, die verkehrlichen Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer sowie des Orts- zum Durchgangsverkehr sicherzustellen und die Planung so zu optimieren, dass eine spätere Tram von Moosach nach Karlsfeld ebenso eingeplant ist. Nur der Neubau eines Karlsfelder Tunnels würde alles komplett auf den Kopf stellen.

 

Wir haben weiterhin die von einer Bürgerinitiative der Rothschwaige und auch von uns immer wieder thematisierte Temporeduzierung der B304 Karlsfeld - Dachau auf 80 diskutiert. Leider steht dem die Straßenverkehrsordnung im Weg, die eine Geschwindigkeitsreduzierung unter 100 für mehrspurige Kraftfahrstraßen nur bei Gefahrenstellen und Überschreitung von Lärmwerten vorsieht. Einen Grenzwert überschreitenden Verkehrslärm können wir nicht in den geforderten Dezibel nachweisen. Immerhin gelang es uns aus Gründen der Verkehrssicherheit einen verbesserten Geschwindigkeitstrichter vor Karlsfeld, ähnlich wie in Dachau, vor dem Ortsschild abzusprechen. Weiterhin waren einige Notreparaturen zu erledigen und die erheblichen Asphaltverdrückungen müssen zeitnah zumindest notsaniert werden. Im Rahmen der Überplanung werden auch veraltete und widersprüchliche Abstimmungen zwischen Gemeinde und Straßenbauamt hinsichtlich Radwegen und Räum- und Streupflicht vereinheitlicht und optimiert.

 

Der Umwelt und Verkehrsausschuss hat in seiner Sitzung vom 13. November 2024 die ihnen beschriebenen Ergebnisse des Gesprächs zur Kenntnis genommen und den Bürgermeister beauftragt eine solche Vereinbarung von Planungsleistungen mit dem Staatlichen Bauamt Freising auszuverhandeln und dem Ausschuss wieder vorzulegen. 

 

Schauen wir in die nächsten fünf Jahre. Wie könnte nun der weitere Verlauf aussehen, damit wir im Jahr 2030 über eine völlig überplante, sanierte und eine möglichst allen Ansprüchen genügende, moderne Bundesstraße durch Karlsfeld kriegen?

 

Nach Abschluss einer entsprechenden Vereinbarung zur Erstellung einer kompletten Überplanung der B304 im Karlsfelder Ortsgebiet mit dem Staatlichen Bauamt Freising würde sich unser Tiefbauamt im Rathaus an die Ausarbeitung eines umfassenden Planungsauftrages setzen, alle erforderlichen Punkte zusammenziehen und mit dem Umwelt- und Verkehrsausschuss des Gemeinderates abstimmen. Danach hoffen wir mit einer zügigen Ausschreibung ein Planungsbüro zu gewinnen, dass uns dann bis ins Jahr 2026 eine ausgearbeitete Straßen- und Straßenausbauplanung vorlegt. Zeitgleich würden weitere verkehrliche Planungen zur Bewältigung der Sanierung des Allacher Tunnels im Rahmen der Arbeitsgruppe MZM Verkehrsuntersuchung Sanierung Tunnel Allach bei der Autobahn Süd GmbH (siehe mein Beitrag im Journal K der Juniausgabe 2024) fortgeführt und abgestimmt werden. Auch hier kämpfen wir um Unterstützung und Schutzmaßnahmen für die B304. Wenn alles gutgeht, das Straßenbauamt im Jahr 2027 weiterhin über die im Moment ausreichend vorhandenen finanziellen Mittel verfügt, dann wäre in diesem Jahr der Beginn der Bauarbeiten möglich. Noch ist es keine Realität, aber wir arbeiten hart daran dies zu realisieren. 

 

Sie haben Fragen oder Anregungen zur Münchner Straße? Haben Sie Ideen, die wir nicht vergessen sollten? Sie erreichen mich unter wanka@csu-karlsfeld.de. 

 

 

Foto: Laube Creativ