- Klimafreundlichere Wärmeversorgung des MAN Werks München durch Erdwärme
- Kooperation mit umliegenden Gemeinden: Karlsfeld kann zu großen Teilen ebenfalls versorgt werden
- Start der Bohrungen im Claim „Karlsfeld Nord“ für 2025 geplant
- Beginn der klimafreundlicheren Wärmeversorgung bereits 2026 möglich
- Potenzial für weitere Kommunen
MAN Truck & Bus plant gemeinsam mit einem Partner den Bau einer Geothermie-Anlage nahe des Münchner Stammwerkes. Das Besondere daran: Das Unternehmen möchte mit der benachbarten Kommune Karlsfeld zusammenarbeiten, um deren Bürgerinnen und Bürgern in einem Wärmeverbund ebenfalls klimafreundlichere Wärme anbieten zu können.
Der Nutzfahrzeughersteller verfolgt eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie und will bis 2050 bilanziell CO2-neutral sein. Bereits 2030 soll dieses Ziel für die Produktion im Werk München erreicht sein. 50 Prozent der CO2-Emissionen der Produktion konnten seit dem Vergleichsjahr 2015 bereits halbiert werden. Aktuell sorgen vor allem industrielle Gasheizanlagen für ausreichend Wärme in Werkhallen und Büros. Durch den Einsatz von Erdwärme soll das bereits in wenigen Jahren weitgehend ohne die Emission von CO2 möglich sein.
„Das hat Pionier-Charakter“, sagt Michael Kobriger, Vorstand Produktion bei MAN Truck & Bus. „Denn mit diesem Projekt würde zum ersten Mal überhaupt in der Region München ein Wärmeverbund eines großen Industrieunternehmens mit einer Kommune realisiert. Damit könnten wir einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung der gesamten Region leisten. Das Projekt hat das Potenzial, nicht nur große Teile von Karlsfeld, sondern weitere Bürgerinnen und Bürger weiterer Kommunen zu versorgen.“
An einer Reduzierung des CO2-Fußabdrucks arbeitet auch die Gemeinde Karlsfeld seit vielen Jahren. „Wir wollten schon vor 20 Jahren in die Geothermie einsteigen, was damals aber noch nicht möglich war“, sagt Stefan Kolbe, Bürgermeister von Karlsfeld. „Durch die Kooperation mit MAN können wir diese nachhaltigere Wärmequelle nun hoffentlich bald in unser bestehendes Fernwärmenetz integrieren und viele unserer Bürgerinnen und Bürger mit klimafreundlicher Wärme versorgen.“
Gute Erfahrungen mit Geothermie in der Region
In Geothermie-Kraftwerken wird heißes Wasser aus rund 2.000 Metern Tiefe zur Erdoberfläche gefördert. Dem Wasser wird die Wärme entnommen und über ein Fernwärmenetz zu den Verbrauchern transportiert. Abgekühltes Wasser wird anschließend wieder in die Tiefe geleitet. Geothermie ist als Energiequelle nicht nur weitgehend CO2-frei, sondern auch praktisch unerschöpflich. Die Erdwärme kann an 365 Tagen im Jahr genutzt werden – unabhängig vom Wetter und der Tageszeit.
Die Region München ist aufgrund geologischer Besonderheiten prädestiniert für Geothermie. Darum wird dort seit mehr als 20 Jahren mit großem Erfolg Erdwärme genutzt. Für das Geothermieprojekt haben sich MAN und sein Projektpartner den Claim „Karlsfeld Nord“ gesichert, der nur wenige Kilometer nördlich des MAN Werks München liegt.
Die genaue Bohrstelle steht noch nicht fest. Derzeit laufende Untersuchungen sollen zeigen, welches Grundstück sich dafür am besten eignet. Die Bohrungen sollen 2025 starten, die klimafreundliche Wärmeversorgung könnte vorbehaltlich aller behördlichen Genehmigungen und erfolgreicher Probebohrungen frühestens im Lauf des Jahres 2026 zur Verfügung stehen. Das Projekt hat das Potenzial, mehrere tausend Bürgerinnen und Bürger mit Wärme zu versorgen.
Projekt mit Pionier-Charakter
Karlsfeld verfügt bereits über ein größeres Fernwärmenetz und ein Heizkraftwerk. Die Gemeindewerke Karlsfeld versorgen rund 5.000 Einwohner mit Fernwärme auf Basis von Hackschnitzeln. Das Fernwärmenetz umfasst etwa 15 km. In einem Wärmeverbund sollen nun die Heizzentralen von MAN und den Gemeindewerken Karlsfeld verbunden werden. Somit bringen beide Seiten etwas ein: Karlsfeld das bestehende Netz und das Hackschnitzel-Heizkraftwerk, MAN die Geothermie. Im Verbund sichern sich beide Partner gegenseitig ab, die Biomasse dient zur Versorgung bei Spitzenlast beispielsweise an besonders kalten Tagen. Um diese Partnerschaft langfristig zu gestalten und für beide Seiten abzusichern, werden im ersten Halbjahr 2024 die Details diskutiert und dann dem Gemeinderat zu abschließenden Beratungen vorgelegt.
Foto: MAN Truck & Bus