WEISSER RING mit neuer Außenstellenleiterin Susanne Seßler

WEISSER RING mit neuer Außenstellenleiterin Susanne Seßler

(KA) Seit dem 1. Oktober hat Susanne Seßler die Leitung des WEISSEN RINGS Karlsfeld-Dachau von Wolfgang Bössenroth, der aus privaten Gründen verzogen ist, übernommen. Susanne Seßler ist kein Neuling, sondern bereits seit vielen Jahren für den Verein tätig. Im letzten Jahr überreichte ihr der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann die Bayerische Staatsmedaille „Stern der Sicherheit“ für ihr ehrenamtliches Engagement. Herrmann lobte in seiner Laudatio ihre hohe Professionalität und bewundernswerte Durchsetzungskraft. In einem Gespräch haben wir Interessantes über die anspruchsvolle Tätigkeit der neuen Leiterin erfahren.

 

Die ehemalige Verlagsangestellte war neben Gisela Meikis und Petra Wagner 1996 eine der Gründerinnen der Außenstelle Dachau. Viele Jahre war Gisela Meikis Leiterin, danach folgten Wolfgang Bössenroth und schließlich Susanne Seßler, die davor schon als Stellvertreterin fungierte. „Mein Mann und ich hatten immer die Grundeinstellung `Opfer kann jeder werden`, das hat uns zu Beginn zum Einstieg in den Verein ermutigt“, so Susanne Seßler. Die Leitung der Außenstelle wollte Seßler nicht unbedingt übernehmen, da sie lieber am Menschen ist, als Bürotätigkeiten auszuführen, aber auch hier ist sie mit viel Herzblut dabei.

 

Im Mai 2013 wurde auf Empfehlung des Runden Tisches der Fonds sexueller Missbrauch im familiären Bereich von der Regierung gestartet. Dafür wurde beim WEISSEN RING, als einzige bundesweit arbeitende Opferhilfsorganisation angefragt, ob erfahrene Mitarbeiter zur Verfügung stehen würden, Betroffene bei der sehr umfangreichen Antragstellung auf bis zu 10.000 Euro Sachleistungen zu unterstützen. „Viele, gerade Ältere hatten bisher nie über das Thema Missbrauch gesprochen“, berichtet Susanne Seßler. „So sind es oft lange Gespräche, die entweder telefonisch oder persönlich im Bürgertreff stattfinden, um Vertrauen zu schaffen.“

 

Die Bergkirchnerin begleitet die Kriminalitätsopfer auch bei Prozessen. „Mit einem Anwalt in unserem Team können wir Rechtsfragen schnell klären. Gleichwohl haben die Betroffenen freie Anwaltswahl. Das ganze Procedere verlangt den Opfern viel ab, die Ermittlungszeit kann auch ein Jahr oder länger betragen, in der wir sie, wenn gewünscht, zu notwendigen Terminen begleiten. Am Häufigsten betreut die ehrenamtliche Mitarbeiterin Opfer von Sexualdelikten (Vergewaltigungen, sex. Missbrauch auch im organisierten und oder rituellen Bereich). Wir sind im Landkreis gut vernetzt. So sind wir am runden Tisch gegen häusliche Gewalt sowie beim Netzwerk Missbrauch an Kindern und Jugendlichen eingebunden und arbeiten so z.B. mit dem Frauenhaus zusammen.

 

Mit dem TSV Eintracht Karlsfeld hat der WEISSE RING dieses Jahr einen Kooperations-Vertrag geschlossen. Dabei soll das Team dem Sportverein beratend zur Seite stehen. „Wir investieren gemeinsam viel Zeit in die Prävention. Ich habe selten einen Verein gesehen, der sich so für das Thema sexueller Missbrauch engagiert. Obwohl es dort bisher noch keinen Fall gab, möchte man dem vorbeugen und gewappnet sein. Dabei geht es in erster Linie um die jugendlichen Mitglieder, aber auch darum, wie sich Trainer schützen können - ein tolles Projekt“, so Seßler.

 

Susanne Seßlers Motto „zu allererst hören wir zu, glauben dem Opfer und nehmen jeden Fall ernst. Wir sehen uns als Lotsen, die den Betroffenen Wege aufzeigen wie sie ihr Leben nach einem traumatischen Erlebnis wieder meistern können und ein selbstbestimmtes Leben führen können. Dies können wir über den menschlichen Beistand hinaus auch durch finanzielle Unterstützung in Notlagen, Hilfeschecks für juristische oder psychotraumatologische Erstberatung leisten“.

 

Einmal im Monat, immer montags kommen alle ehrenamtlichen Mitarbeiter der Außenstelle Dachau im Bürgertreff zusammen, um anstehende Themen zu besprechen. Einmal im Jahr kommen alle Außenstellenleitungen des Landesverbandes Bayern Süd zusammen, um sich auszutauschen.

 

Aktuell läuft die Kampagne „Schweigen macht schutzlos“ mit Plakataktionen, Fernsehspots und vielen bekannten Gesichtern. Der Appell: Mach dich laut gegen häusliche Gewalt! Regelmäßig ist das Team mit Infoständen auf Messen etc. vertreten, die dieses Jahr aufgrund der Corona-Pandemie leider zu kurz kamen. Susanne Seßler betreut auch die Facebook-Seite der Außenstelle.

 

Wie können sich Interessenten beim WEISSEN RING mit einbringen? Eine bestimmte Berufsausbildung ist hier nicht erforderlich. Alle potentiellen ehrenamtlichen Mitarbeiter müssen in der Außenstelle mitarbeiten, bereit sein das erforderliche Grund- und auch das Aufbauseminar zu machen (Inhalte sind u.a. Standards des WEISSEN RINGs, rechtliche, psychologische Grundlagen in der Opferbetreuung). Wenn die Seminarleitung und die Außenstellenleitung von der Eignung des/der Teilnehmers/in überzeugt sind und der/die Bewerber/in sich die verantwortungsvolle Tätigkeit zutraut, erfolgt die Ernennung zum Mitarbeiter“, so Seßler. Danach sind die Mitarbeiter verpflichtet, sich regelmäßig durch die vielfältigen, von der Akademie des WEISSEN RINGs angebotenen Seminare fortzubilden.

 

Wer nicht aktiv mitwirken möchte, hat die Möglichkeit, Mitglied beim WEISSEN RING zu werden. Der Antrag ist im Internet unter www.weisser-ring.de zu finden. Sie können sich auch direkt an Susanne Seßler unter der Telefonnummer 0151/55164669 oder per E-Mail an wr-dachau@t-online.de wenden. Der Mitgliedsbeitrag beträgt 2,50 Euro monatlich, für Ehepaare 3,75 Euro. Als Mitglied geht man keine weitere Verpflichtung ein. Mitglieder erhalten kostenlos eine Mitgliederzeitschrift und Informationen über neueste Rechtsprechungen oder Gesetzesänderungen. „Und natürlich helfen Sie den Opfern bei der Bewältigung ihrer Tatfolgen“, motiviert Susanne Seßler, die sich über jeden Neuzugang freut.

 

Allgemeine Daten zum WEISSEN RING:

Gründung: 24.09.1976 Eduard Zimmermann, Fernsehjournalist u.a.

Struktur: 18 Landesverbände bundesweit mit über 400 Außenstellen

Mitglieder bundesweit: ca. 45.000

Mitglieder Bayern Süd: 4.587

Außenstellen im Landesverband Bayern-Süd: 40

Professionell ausgebildete Mitarbeiter bundesweit: 2.900

Professionell ausgebildete Mitarbeiter Bayern Süd: 207

Opfertelefon: 116 006 (bundesweit kostenfrei)

Onlineberatung: www.weisser-ring.de

Spendenkonto: IBAN DE 26 5507 0040 0034 3434 00

 

Foto: Privat