Vivaldi Orchester Karlsfeld begeistert mit seinem Konzert zum 52. Geburtstag

Vivaldi Orchester Karlsfeld begeistert mit seinem Konzert zum 52. Geburtstag

Zum Abschluss gab es „Stairway to heaven“.

(EP) Ein Doppel Wumms im Bundestag ist nichts dagegen. Um ein Vierfaches beeindruckte das Vivaldi Orchester Karlsfeld im Bürgerhaus. Dieses Jubiläumskonzert war ein musikalischer Hochgenuss, ein Erlebnisabend mit Knalleffekt, eine Überraschungsparty, ein Freudenfest. Und es zauberte Lächeln in die Gesichter.

 

Besonders intensiv war dieses Lächeln, als es in die Pause ging. Klar, auch, weil Moderator Ralf Hanrieder Freibier und Piller-Brezn versprochen hatte für die „fünfte Jahreszeit“, wenn „ozupft“ wird. Aber der Gag war das letzte Stück der ersten Halbzeit: Ein gezupfter bayerischer Defiliermarsch. „Ich denk, ich werd nicht mehr“, sagte eine sehr würdevolle ältere Dame sehr begeistert zu ihrer Freundin. „Ohne Blasmusik! Das war einfach toll!“

 

So toll wie der ganze Abend. Volles Haus. Wann der „Kulturpalast“ (O-Ton Zweiter Bürgermeister Stefan Handl) das letzte mal so gefüllt war – keine Ahnung, ewig her. Volles Programm – kein Wunder bei dem Unterfangen, „Vier Jahreszeiten und fünf Jahrzehnte“ zu würdigen.Von Barock eines d’all Baco bis Led Zeppelin war alles zu hören, was gute Laune und Stimmung macht.

 

Geburtstag 50 plus 2

Schon vor zwei Jahren hätte man den 50. Geburtstag des Orchesters feiern sollen und wollen, da wäre es historisch dran gewesen. 1970 gründete Monika Fuchs-Warmhold das „Zupforchester Karlsfeld“ mit einigen ihrer ersten Gitarren- und Mandolinen-Schüler und Schülerinnen des Musikstudios und legte damit den Grundstein für eine „eindrucksvolle Erfolgsgeschichte“, wie Stefan Handl sagte. Das mache ihn „sehr sehr stolz und dankbar“. Sie sei „Frontfrau und Seele“ des Orchesters, das „munter, kreativ, frech und inspirierend“ sei.

 

Volle Anerkennung auch von Dr. Thomas Hammer als Landespräsident vom Bund Deutscher Zupfmusiker. Und der muss es schließlich wissen: Er lobte die „Tatkraft, den Unternehmergeist und das exzellente Gespür für Talent“ der Gründerin, aber auch den „hohen sozialen Zusammenhalt“ des Ensembles, das zu den größten in der bayerischen Zupferszene gehöre. Der 1. Vorsitzende des Vereins „Vivaldi Orchester“ ist Reinhold Werstler. Ihm war die Freude über den Abend, auf den alle so lange gewartet hatten, sichtlich anzumerken, auch dass Landrat Stefan Löwl und seine Stellvertreterin Marianne Klaffki gekommen waren, ebenso wie die Kulturreferentin Ingrid Brünich und etliche Mitglieder des Gemeinderates. Er betonte den „hohen Stellenwert der musikalischen Jugendförderung“.

 

Ein Konzert für alle Sinne

Davon konnte man sich beim Start des Konzerts bestens überzeugen. Die jugendlichen „Tiger“ und „Mäuse“ spielten hochkonzentriert ausgerechnet von einer „Black cat“. Sie ließen sich voll und ganz auf ihren Einsatz und ihre Dirigentin ein. Wie zart und andächtig sie den „Frühling“ aus Antonio Vivaldis Vier Jahreszeiten bespielten, war richtig rührend.

 

Sie wollten ein Konzert „für alle Sinne“ geben, hatte Moderatorin Angelika Tausch angekündigt, mit „magischen Momenten“. Einer davon war das „Magnifikat“ von Michel Pepe. Dieser Lobgesang Marias ging unter die Haut. Auch durch die Lichtführung: Minutenlang war es ganz dunkel im Saal. Und wie sie im Orchester nicht nur ganz sanft ihre Zupfinstrumente zum Klingen brachten, sondern auch ihre Stimmen zum Summen. Das wurde zum Erlebnis mit Gänsehautgefühl.

 

Etwas von Magie hatte auch der Auftritt von Martin Ziegenaus mit seinem Altsaxophon. In der besonderen Uraufführung „Danza dello struzzo“ (Straußentanz) des luxemburgischen Komponisten Francesco Civitareale präsentierte er den Strauß als störrischen bis arroganten (Spaß-)Vogel. Was man mit dem Saxophon alles zaubern kann! Oder mit der Mandoline. Atemberaubend: Wie virtuos Veronika Schleicher ihr Solo aus Vivaldis „Winter“ spielte. Oder Brigitte Rost dem „Song of Japanese Autumn“ noch den besonderen Kick verpasste.

Als besondere Überraschung gab es für alle ein „Mitmach-Paket“, unter dem Stuhl versteckt, mit einer klappernden Pfefferminzdose. Damit konnte das rhythmusbegabte Publikum den Takt mitgestalten. Und einem LED-Licht, das man gefühlvoll überm Kopf schwenken konnte wie im Olympiastadion.

 

Starke neue Töne

Ein Wiederhören gab es mit Julia Hiller, Tochter von Monika Fuchs-Warmhold. Wie schon 2019 faszinierte sie das Publikum mit ihrer starken jazzigen Stimme im Song „Rolling in the Deep“ von Adele. Gänzlich ungewohnte Töne produzierte Martin Ziegenaus auf seiner „singenden Säge.“ Je nachdem, wie er sie biegt und mit einem Streicherbogen bearbeitet, konnte man tatsächlich die Titelmelodie von „Spiel mir das Lied vom Tod“ erkennen, wenn auch mit gewisser Tendenz zum Katzenjammer. Begeisterung pur. Auch bei Adam Haranghy und Andreas Froschmayer mit Led Zeppelins „Stairway to Heaven“ und ihren E-Gitarren gab es Jubelpfiffe und Bravos. Begleitet wurden sie von Ulrike Pobel, Katrin Nozicka und Angelika Tausch und ihren Blockflöten. Das passte erstaunlich gut zusammen. Drei Zugaben erklatschte sich das Publikum, es konnte einfach nicht genug kriegen.

 

Monika Fuchs- Warmhold hielt eine bewegende Abschlussrede. Sie bedankte sich auch bei ihrer Familie für viel Verständnis in den letzten Jahrzehnten. Und bei „ihrem“ Orchester: „Ihr habt mir mein Leben sehr bereichert.“

 

Und sie unseres auch. Und so hoffen wir auf weitere Konzerte mit Monika Fuchs-Warmhold und diesem wunderbaren Orchester. Es muss ja nicht immer ein Vierer-Wumms werden.

 

 

Foto: Jörg Mette