Unverbesserlicher Provokatuer und größtes „Enfant terrible“

Grandiose Vorstellung - Dominique Horwitz als Serge Gainsbourgh

 

(KA) Schwarzes Nadelstreifenjackett, in der einen Hand die Zigarette, in der anderen ein Glas Whisky, eine unsterbliche Baritonstimme, sein wildes poetisches Weltbild, sein oft skandalträchtiges Schaffen und seine schonungslose Offenheit: So kennt die Welt den unkopierbaren Serge Gainsbourgh. Am 12. März 2022 startete die neue Musiktheaterabonnement-Saison im Karlsfelder Bürgerhaus mit der Lebensgeschichte und Liedern des einzigartigen Künstlers, der es verstand, auch seine dunkle Seite kunstvoll umzusetzen.

 

2021 jährte sich Serge Gainsbourghs Todestag zum 30. Mal. Das Multitalent war nicht nur Sänger und Musiker, sondern auch Maler, Schriftsteller und Regisseur. Sein musikalisches Repertoire umfasste Chanson, Rock, Funk, Mambo, Reggae und Dancefloor. Dominique Horwitz, bekannt als Charakterdarsteller in über 80 Film- und TV-Produktionen, mimte Frankreichs Bühnengröße auf authentische und geniale Weise so, als würde Gainsbourgh live auf der Bühne stehen. Seine Mimik, seine Gestik und seine rauchige Stimme faszinierten das Publikum.

 

In der Aufführung führte Horwitz als Gainsbourgh das Publikum durch die verschiedenen Stationen seines spektakulären Lebens und seiner nicht weniger spektakulären Begegnungen wie mit Brigitte Bardot oder France Gall. Als erfolgreicher Schauspieler verstand es Dominique Horwitz bestens, das dramatische Leben voller Höhen und Tiefen als spannende Geschichten zu verpacken, denen der dazugehörige Song folgte. Die vierköpfige Live-Band mit Peter Engelhardt an der Gitarre, Kai Weiner am Klavier und Keyboard, Volker Reichling am Schlagzeug und Johannes Huth am Bass harmonierten perfekt mit dem exzellenten Charakterdarsteller.

 

Unvergessen die Lieder wie “Je t´aime… moi non plus” mit Jane Birkin, das damals viele empörte, die skandalträchtige Reggae-Version von Frankreichs Nationalhymne als Single „Aux armes et caetera“, „Bonnie and Clyde“ oder „Mister Iceberg“. Egal ob mit Chanson, Rock, Pop, Funk, New Wave und Rap – mal in lauten, mal in leisen Tönen. Dominique Horwitz bescherte mit seiner grandiosen Darstellung des Ausnahmekünstlers Serge Gainsbourgh den Besuchern gemeinsam mit seiner Band einen einzigartigen Abend. Horwitz sagt von sich selbst, er sei kein Sänger, sondern ein Schauspieler, der singt. Er war jedoch die beste Besetzung für das Genie, das Frankreich bis heute verehrt. „Es gibt viele Chansonniers, die aber lange nicht seine literarische Qualität und seinen Witz haben“, sagt Horwitz bewundernd. 1991 betrauerte eine ganze Nation den Tod eines der bedeutendsten Singer/Songwriter des 20. Jahrhunderts, der an diesem Abend gebührend gefeiert wurde.

 

 

Foto: KA