Kultur pur in Karlsfeld: „SEH AM SEE“ mit vielen Überraschungen

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Aliens zu Gast beim „Dîner en blanc“.

(KA) Außergewöhnliche Kunstobjekte, Musik und Tanz aus verschiedenen Kulturen, eine Lesung und jede Menge Spaß: Das diesjährige Programm des Kulturwochenendes SEH AM SEE war vielfältig und zog zahlreiche Besucher nicht nur an den Karlsfelder See. 1986 fand die erste SEH AM SEE – Kunstausstellung im Freien – statt. Damals noch als Provokation der Künstler, die ihre Kunstwerke einfach am See ausstellten. Nach 36 Jahren präsentierte der Kunstkreis seine Traditionsveranstaltung an dem Wochenende 23. und 24. Juli zum 16. Mal, zum zweiten Mal in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Karlsfeld, die gemeinsam mit dem Runden Tisch Kunst & Kultur - wie im Jahre 2018 - ein buntes Rahmenprogramm rund um die Ausstellung gebastelt hat.

 

Überglücklich waren die Aussteller und Organisatoren, als sich der Regen pünktlich zur Vernissage am 23. Juli verabschiedete und der zweite Bürgermeister Stefan Handl mit dem Kunstkreisvorsitzenden Klaus-Peter Kühne die Aussteller und Besucher begrüßte.

 

Die ausgestellten Kunstobjekte:

Bei einem anschließenden Rundgang am Nordostufer des Karlsfelder Sees, konnte das Publikum die Kunstobjekte in und um den See herum bestaunen und sich mit den anwesenden Künstlern unterhalten. Ingrid Regendantz, die Seide und Farben liebt, schaffte mit ihrem Werk „Sonnentage“ die perfekte Verbindung zum See. Aleksandra Schmidt verwertete in ihren Arbeiten Müll. So wie die Toffifee-Verpackungen, die sie künstlerisch in Beton verarbeitete. Klaus Herbrich baute aus 108 Plastikeimern seine „Baum-Arche“. Der Brasilianer aus München, Devaney Claro de Souza, brachte mit deiner aufgespannten Hängematte den Kunstinteressierten das Thema „Zeit“ nahe. Sabine Kinder faszinierte mit ihren in Bäumen installierten Spinnennetzen, die nur 300 Gramm wogen, gefertigt aus Draht und Papier, und sich mit dem Wetter ständig änderten. Das Ufer säumten die bunten Steine von Architektin Anja Gräfe-Friedrich, die ihre Steine beim Baden oder auf den Baustellen fand und gute Laune machen sollen. Liz Schinzler kreierte den im Wasser kopfüber stehenden Mann. „Wer ins kalte Wasser springt, taucht ins Meer der Möglichkeiten“, so die Künstlerin. Nicht das „Ausrufezeichen“, sondern das „Ausruhezeichen“ gehörte ebenfalls zu ihrem Sortiment. Die „Datenkrake“ aus Plastikflaschen und CDs von Hans Guldner und die „Wassermusik“ von Carin Szostecki wurden im Wasser in Szene gesetzt. Marika Windisch präsentierte ihren „Wellenreiter“.

 

Bei der „Insel der Hoffnung“ von Klaus Kühnlein hatten Besucher die Möglichkeit, Nachrichten zu verschicken und die beschrifteten Leinenstreifen aufzuhängen. „Gerade in der Corona-Zeit sind die Menschen innerlich verbrannt, mit meinem Objekt will ich zeigen, dass es wieder Hoffnung gibt“. Tayama da Silva-Nielsen, zweite Vorsitzende des Kunstkreises, stellte unter dem Motto „Integral Dialogue“ Zelte auf, in denen man „Zeit für seine Gedanken“ finden sollte. Gerard Cornioleys „Sehnsucht nach Herbst“ schaffte einen idyllischen Platz für die Besucher. Ernst Lüttringhaus, der seit Anfang an bei der SEH AM SEE mit dabei ist, stellte seine Origami-Papierkunst „Spiel mit dem Würfel“ aus. Eine Menschengruppe, die auf die Seidenpapier-Schmetterlinge blickt, präsentierte Angelika Hofer, die sich stark für den Insektenschutz engagiert, mit ihrem Objekt aus Schaumstoff „Butterfly Watching“. Viele Aussteller, die in diesem Jahr das erste Mal dabei waren, kommen sicher wieder, „denn das Ambiente rund um den See ist einzigartig“, stellten alle zufrieden fest.

 

Das bunte Rahmenprogramm:

Dixieland vom Feinsten: Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage am 23. Juli von der Effner-Band, die zudem während des Kulturwochenendes in Karlsfeld am 24. Juli den Biergartenbesuchern bei einem Frühschoppen ein kulturelles Schmankerl bot, und am Nachmittag auf der Bühne am See einheizte.

 

Auf der Bühne am Nordostufer des Karlsfelder Sees inmitten der Kunstwerke, entführte zudem die balinesische Gamelan-Gruppe „Cara Bali“ aus München das Publikum mit Live-Musik und einem Workshop in die Welt Südostasiens. Die Knödldrahra, die auf keiner Kulturveranstaltung in Karlsfeld fehlen dürfen, präsentierten mit der Kindervolkstanzgruppe und der Erwachsenen-Formation traditionelle Volkstänze und luden die Besucher ein mitzumachen. Das TSV Brettl bot eine Kostprobe ihres für den November geplanten Stückes „Lara‘s Plan“, das im Bürgerhaus aufgeführt wird. Im Biergarten unterhielt am Samstagnachmittag die Blaskapelle das Publikum, und das Heimatmuseum hatte an dem Tag seine Tore mit der Ausstellung „Schulleben in Karlsfeld_ gestern – heute – morgen“ geöffnet.

 

„Dîner en blanc“ mit magischen Momenten

Teil des Rahmenprogramms der diesjährigen SEH AM SEE war die Einladung zum „Dîner en blanc“. Das Dîner en blanc (franz. für „Abendessen in weiß“) ist eine Form des Social Dinings und bezeichnet das Massenpicknick weiß gekleideter Menschen, das in Karlsfeld zum ersten Mal stattfand und von den Gästen sehr gut angenommen wurde, eine Wiederholung ist daher vorprogrammiert.

 

Die Tchuro’s Gang brachte das Seeufer zum Beben und belohnte das Publikum mit mehreren Zugaben. Schöner konnte der Tag nicht enden: Ein heißer Sommerabend mit guter Musik, im Hintergrund der schimmernde See, schick gekleideten Gästen in weiß, selbst mitgebrachtem Essen und Trinken, tanzende, glückliche Besucher - ein Highlight der Extraklasse. Als Dankeschön an die Künstler engagierte der Kunstkreis-Vorstand die „Kompanie Abgefahren“ aus Karlsfeld, die Jung und Alt faszinierte. Die als Außerirdische in weiß gekleideten Stelzenläufer waren die Sensation des Abends – Mystisch, bezaubernd und unvergessen zugleich.

 

Am Sonntag ging es gleich mit Schwung und Elan weiter. Während sowohl die Badegäste als auch das kunstinteressierte Publikum bei sommerlichem Wetter noch die Ausstellung bis 17 Uhr genießen konnten, sorgte die Bigband Karlsfeld mit Jazz und Swing bei einem Frühschoppen im Biergarten für gute Laune.

 

Ein weiteres Kulturhighlight wurde im Restaurant SHATO am See geboten. Das Vivaldi Orchester begeisterte mit dem Programm „Klingende Farben“ und mit der in vielen Wettbewerben ausgezeichneten Solokünstlerin an der Mandoline, Nadezhda Pantina, die als Dozentin für Mandoline, Mandola und Gitarre an der Musikschule Karlsfeld fungiert. Die Leiterin Monika Fuchs-Warmhold, die neben der Musik auch die Malerei zu ihren Leidenschaften zählt, präsentierte gemeinsam mit ihren talentierten Musikern den Zuhörern die passende Musik zu ihren selbst gemalten Gemälden (Acryl auf Leinwand oder Malpappe). Ob „Meridien“ von Richard Charlton, die Soli „The Dumb Door“ oder „Präludium 5“ von Raffaele Calace, gespielt auf einer Original-Calace Mandoline, oder zum Schluss „Hit the Road Jack“ - träumend saß das Publikum trotz heißer Temperaturen im Saal des SHATO und genoss jeden Ton dieser wunderbaren Instrumente.

 

Auf der Bühne trat nach der Effner-Band die Gruppe Klangextrakt aus Dachau auf, die zahlreiche Gäste anzog. Angelo Vulpio von der Gemeindebücherei Karlsfeld las den Kindern aus dem Buch „Zuhause kann überall sein“ vor, und diskutierte mit den Kleinen große, wichtige Themen. In der Grundschule KKG – ein weiterer Veranstaltungsort an dem Tag – machten die MUSIK-KIDS Stimmung. Mit Trommeln, Xylophon, Glockenspiel und kräftigem Gesang lockten die Grundschüler der Klasse 2f sowie aus der AG-Musik der dritten und vierten Klassen nicht nur die begeisterten Eltern auf den Schulhof. Musikalische Leiterin Martina Schleifer und Rektorin Barbara Sparr waren stolz auf die Darbietungen des Nachwuchses. Am Abend gab der „Chorange Chor, ebenfalls unter der Leitung von Martina Schleifer, ein Standkonzert zum Besten. Auch an dem Sonntag konnten die Besucher die Ausstellungsstücke im Heimatmuseum bewundern.

 

Abschlusskonzert des Karlsfelder Sinfonieorchesters

Zur Tradition eines jeden Kulturwochenendes der Gemeinde gehört das Abschlusskonzert des Karlsfelder Sinfonieorchesters im Bürgerhaus, das unter der Leitung von Bernhard Koch romantische und temperamentvolle Klänge darbot. Auch hier war die Besucherzahl trotz heißer Temperaturen sehr hoch. Begonnen wurde mit der Ouvertüre zur Oper „Die Italienerin in Algier“ mit den für Rossini so typischen mitreißenden Orchestercrescendi. Es folgten Stücke aus George Bizets „Jeux d’enfants: Petite Suit d’Orchestre“, in dem jeder Satz Szenen einer heiteren, glücklichen Kindheit beschreibt, und aus Franz Schuberts „Symphonie Nr. 3 D-Dur“. Die Sinfonie entstand für ein Liebhaberorchester unter der Leitung des Geigers Josef Prohaska.

 

Vor der Pause hatte Bernhard Koch noch eine Überraschung parat: seine sechseinhalb-jährige Schülerin Olivia, die in nur zwei Jahren Unterricht ihre Violine so beherrscht, „dass sogar der Dirigent platt war“, so die Vorsitzende des Sinfonieorchesters Andrea Becker. Ein Grund für Bernhard Koch, das Karlsfelder „Wunderkind“ auf einen Wettbewerb zu schicken, den es mit voller Punktzahl abschloss und den ersten Preis gewann. Sie bot an diesem Abend ein Solo der Extraklasse. Von Olivia werden wir in den nächsten Jahren sicher noch viel hören.

 

Nach der Pause ging es weiter mit der Ouvertüre zur romantischen Oper „Oberon“ von Carl Maria v. Weber, in der alle wichtigen musikalischen Themen der Oper enthalten sind. Höhepunkt dieses Abends war ohne Zweifel das Solo von Anna Kakutia, die aus Pablo de Sarasates „Zigeunerweisen für Violine und Orchester“ spielte. Kakutia schloss ihr Studium mit dem Meisterklassediplom ab und gewann zahlreiche Preise. Für dieses Stück muss man absolut schwindelfrei auf der Geige sein.

 

Der „Kaiser-Walzer“ von Johann Baptist Strauss als Schlussdarbietung bestach mit seinen herrlichen, sehnsuchtsvollen Melodien. Mit einem der schönsten und bekanntesten Werke des Walzerkönigs schickte das Karlsfelder Sinfonieorchester die begeisterten Zuschauer in die warme Sommernacht.

 

Bedanken möchte sich die Gemeinde Karlsfeld beim Kunstkreis für die tolle Zusammenarbeit, bei allen Künstlern, Stimmungsmacher Michael Gold von der EUG, der für die Technik und Animation zuständig war, beim Bauhof und den Hausmeistern für die tatkräftige Unterstützung und natürlich bei den zahlreichen kunstinteressierten Besuchern.

 

 

Fotos: KA