Genossenschaftliches Wohnen in der Bayernwerkstraße

Genossenschaftliches Wohnen in der BayernwerkstraßeKA

V.l.: Architektin Michaela Ausfelder von "eap Architekten . Stadtplaner PartGmbB, München“, 1. Bürgermeister Stefan Kolbe und MARO-Vorstand Martin Okrslar.

MARO rückt mit innovativem Konzept Bahnlärm zu Leibe

Genossenschaftliches Wohnen in der Bayernwerkstraße unter Dach und Fach

 

Der Erbpachtvertrag für das Grundstück an der Bayernwerkstraße ist notariell beurkundet und die Eingabeplanung ist eingereicht: Das Zusammenwirken der Gemeinde Karlsfeld mit der MARO Genossenschaft geht in die nächste Runde. Das MARO-Projekt „nachbarschaftliches Wohnen an der Bayernwerkstraße“ mit 17 Wohnungen ist unter Dach und Fach. Martin Okrslar, Vorstand der MARO, peilt an, dass Anfang 2021 mit dem Bau begonnen werden kann.

 

Bürgermeister Stefan Kolbe sieht dem Projekt positiv entgegen: „Es ist spannend, sich auf das Thema Genossenschaft einzulassen“, sagt er. Bisher sei in Karlsfeld nur auf privat finanzierten Wohnraum gesetzt worden. Dass die MARO durch das genossenschaftliche Konzept nun bezahlbaren und geförderten Wohnraum zur Verfügung stellen könne, sieht nicht nur er als Gewinn an. Auch den Gemeinderat habe das Gesamtkonzept überzeugt.

 

An der Bayernwerkstraße entstehen auf dem 2.509 Quadratmeter großen Grundstück insgesamt 17 barrierefreie Mietwohnungen, 11 davon sind EOF-gefördert. Die Wohnungen sind auf drei Gebäude mit jeweils drei Stockwerken aufgeteilt, die sich um einen Innenhof gruppieren.

 

Für Martin Okrslar und die MARO Genossenschaft ist der eigentliche Schwerpunkt des Konzepts, dass in dem neuen Quartier Menschen nicht nur nebeneinander wohnen, sondern sich als nachbarschaftliche Gemeinschaft verstehen. Dafür ist zunächst der gesamte Bau - mit Gemeinschaftsräumen, Innenhof, Gemeinschaftsgarten - so konzipiert, dass die äußerlichen Voraussetzungen für ein lebendiges Miteinander geschaffen werden.

 

Damit die künftigen Mieter sich aber zu einer echten und in großen Teilen selbstverwalteten Hausgemeinschaft zusammenfinden, werden sie von der MARO begleitet. Das geschieht bereits vor dem Einzug in einem extra entwickelten „Bewohnerprozess“ und später durch weitere Unterstützung und Hilfe. „Die MARO schafft nicht nur günstigen Wohnraum“, sagt Okrslar. „Wir suchen Bewohner, die ein Wohnprojekt mit Leben und Gemeinschaftsgeist füllen wollen.“

Er sei dankbar, dass die Gemeinde beim Bebauungsplan auf die Vorschläge in der Planung eingegangen sei. Er freut sich über die „ausgesprochen gute“ Zusammenarbeit mit Verwaltung, Bürgermeister und Gemeinderat: „Das erleben wir nicht oft in dieser Form.“ So könne man in Karlsfeld ein Haus verwirklichen, das für Wohnprojekte optimal geeignet sei.

 

Bürgermeister Kolbe möchte, dass ausschließlich Karlsfelder Bürger in dem Projekt einziehen können. Das sei die Grundbedingung dafür gewesen, der MARO das Grundstück vergünstigt zu überlassen. Natürlich zieht die MARO hier gerne mit: Auch an anderen Standorten hat in MARO-Projekten die Gemeinde einen festen Platz im Vergabegremium. In diesem wird nach den Auswahlkriterien der MARO sorgfältig geprüft, wem eine Wohnung zugeteilt wird.

 

Das Grundstück liegt an der viel befahrenen Bahnstrecke München - Treuchtlingen. Der hohe Lärmpegel dort ist allgemein bekannt - eine Lösung musste her. „Wir wollten das Problem beheben, aber nicht nur eine hässliche Betonwand bauen“, sagt MARO-Vorstand Okrslar.

 

Die Planer erdachten eine „Servicewand“, die gleich mehrere Funktionen erfüllt. Die Wand bildet die vierte Seite des Quartiers und schirmt es zu den Bahngleisen hin ab. Damit schützt es die drei Wohnhäuser vor dem Lärm durch vorbeisausende Züge und schließt das Quartier gleichzeitig in sich ab. Die Wand soll nach den Plänen der Architekten auf der Innenseite begrünt werden, so dass im Innenhof zwischen den Wohngebäuden und der Servicewand ein ruhiger und ansprechender Rückzugsort entsteht.

 

Noch ein Vorteil der Wand: Sie löst das bauliche Problem, dass das Grundstück in einem Überschwemmungsgebiet liegt. Denn alle Räume, die normalerweise unter der Erde verschwinden, bekommen einen Platz in dem Lärmschutz-Bauwerk: Garagenplätze, Heizung und Haustechnik, Abstellräume für die Bewohner, ein Hausmeisterraum, Platz für Kinderwägen und eventuell ein Toberaum für Kinder.

 

Über die Gestaltung dieser Servicewand machten sich die Planer jede Menge Gedanken. Denn ein unansehnliches Bollwerk aus Stahlbeton konnten sie sich nicht vorstellen. „Wir wollten für die künftigen Bewohner eine Adresse schaffen“, sagt Stadtplaner Martin Janik von „eap Architekten" aus München. „Wir wollten, dass man sich über den Anblick freut, wenn man sich dem Gebäude nähert, und dass man gerne hier wohnt.“

 

Klar war zunächst, dass ein großes Fenster in den Stahlbeton eingebaut werden würde, genau wie verschiedene Lichtöffnungen im Bereich der Stellplätze. Und nach längerer Überlegung entschieden die Planer sich dafür, die Wand mit so genannten „Doppelstegplatten“ zu verkleiden: Das sind mit Hohlräumen versehene transparente Paneele aus Kunststoff. Sie brechen das Licht und lassen die verschiedenen Grüntöne wirkungsvoll durchscheinen, mit denen nach dem Farbkonzept der Architekten die Wand gestrichen werden soll. Die Platten verdecken auch die Lichtöffnungen - so dass auch dadurch interessante Lichteffekte und Spiegelungen entstehen.

 

Vor allem abends, erklärt der Architekt, sorge die innovative Fassade für Licht und Bewegung.„Wenn jemand am großen Fenster vorbeigeht, ist die Bewegung draußen von der Straße aus sichtbar. Die Wand wirkt lebendig.“ Und noch ein Vorteil: Die Platten sind kostengünstig, wartungsarm, nachhaltig und wiederverwendbar.

 

„Wir sind sehr froh, dass die Gemeinde auch unseren Vorschlägen beim Thema Mobilität gefolgt ist“, freut sich Martin Okrslar. Denn anders als in der Gemeindeordnung vorgesehen, muss im Projekt nur ein einziger Pkw-Stellplatz pro Wohnung bereit gestellt werden - was in der Servicewand problemlos möglich ist.

Als Ausgleich setzt die MARO ihr schon bewährtes Mobiliätskonzept um: Statt der Stellplätze wird eine Car-Sharing-Station vor dem Haus eingerichtet, die natürlich auch alle Karlsfelder nutzen können. Außerdem stellt die MARO für die Bewohner des Hauses Elektro-Lastenfahrräder zur Verfügung.

 

Bürgermeister Stefan Kolbe findet das Konzept gut: „Das Thema Mobilität ist in Karlsfeld sehr hoch aufgehängt“, sagt er. Bisher gebe es im Ort zwar noch kein Car-Sharing-Angebot, doch man wolle nun bei einem weiteren Bebauungsplan ein solches einplanen. Kolbe: „Es ist auch eine Maßgabe des Gemeinderats, dass wir auf alternative Mobilitätsformen setzen wollen.“

 

 

Wer sich für eine der schönen Wohnungen interessiert, bekommt Informationen unter www.maro-genossenschaft.de oder bei Silke Beck, Tel. 0 80 35 / 5 06 95 14, E-Mail: s.beck@maro-genossenschaft.de.

 

 

Virtuelle Projektvorstellung am 28. September 2020 und am 07. Oktober 2020, jeweils 18 bis 20 Uhr.

 

Die MARO Genossenschaft lädt alle Interessenten ein, sich am Montag, 28.09.2020 oder am Mittwoch, 07.10.2020, jeweils 18 bis 20 Uhr in einer virtuellen Info-Veranstaltung über das Projekt in der Bayernwerkstraße zu informieren. Über die Chat-Funktion können auch Fragen gestellt werden. Vorstand Martin Okrslar wird sie gerne beantworten.

Der Anmeldelink findet sich auf der Webseite unter www.maro-genossenschaft.de in der Rubrik „Termine“.

 

 

Foto: KA