Mit gespannter Aufmerksamkeit, teilweise aber auch mit ungläubigem Erstaunen, lauschten die zahlreichen Zuhörer den Ausführungen von Hauptkommissar Claus Schmied von der Kriminalpolizeiinspektion Fürstenfeldbruck bei einer Informationsveranstaltung des Seniorenbeirats Karlsfeld zum Thema „Betrugsmaschen am Telefon“, im Polizeijargon auch „Callcenter-Betrug“ genannt. Vor allem ältere Menschen werden dadurch um oftmals erhebliche Geldbeträge gebracht. Allein im Zuständigkeitsbereich der Kripo-Inspektion Fürstenfeldbruck, der auch die Landkreise Dachau, Starnberg und Landsberg umfasst, wurden im vergangenen Jahr über 15 000 derartige Anrufe registriert, wobei ein Gesamtschaden von rund vier Millionen Euro entstand, so Schmied. Allerdings sei von einer hohen Dunkelziffer auszugehen, da längst nicht alle Geschädigten Anzeige erstatten würden, oftmals aufgrund falscher Scham.
Sehr anschaulich und unterlegt mit realen Fällen aus der polizeilichen Praxis zeigte Schmied die derzeit gängigsten Methoden des Callcenter-Betrugs auf, so etwa den „Enkeltrick“. Dabei geben sich die Täter am Telefon als nahe Verwandte, zumeist als Sohn, Tochter oder Enkel aus und bitten, angeblich aufgrund eines finanziellen Engpasses oder einer dramatischen Notlage, kurzfristig um einen größeren Bargeldbetrag, den ein Bekannter gleich abholen würde. Mit raffinierten psychologischen Tricks wird das Opfer so stark unter Druck gesetzt, dass es am Ende oftmals tatsächlich in die Falle tappt.
Eine relativ neue Variante des Enkeltricks ist der „Messenger-Betrug“ über Smartphones. Hier nutzen Kriminelle Nachrichten-Apps, wie WhatsApp oder Signal, indem sie vorgeben, Kinder oder gute Freunde zu sein, die ihre Mobilfunknummer gewechselt haben. Auch damit gelingt es häufig, mit erfundenen Geschichten Geld zu erbeuten.
Bei einer weiteren Masche meldet sich der Betrüger als vermeintlicher Polizeibeamter, wobei auf dem Telefondisplay oftmals sogar die Nummer „110“ erscheint; dies zu fälschen sei heute „leider keine große Kunst mehr“, wie Schmied betont. Auch hier wird dem Angerufenen durch ein geschickt aufgebautes Szenario vorgetäuscht, dass seine Wohnung auf der Liste einer Einbrecherbande aufgetaucht sei. Zur Sicherung des vorhandenen Bargelds und weiterer Wertsachen käme in Kürze ein Kriminalbeamter vorbei, um alles abzuholen und sicher zu verwahren. Die Täter gehen dabei hochprofessionell vor und erbeuten oft Summen in fünfstelliger Höhe.
Nachdem die Aufklärungsquote bei derartigen Betrugsfällen „leider sehr gering“ ist, appellierte Claus Schmied an die Zuhörer, in solchen Situationen stets ein gesundes Misstrauen an den Tag zu legen, bei dubios erscheinenden Anrufen den Anrufer immer zurückzurufen und fremden Personen niemals Bargeld auszuhändigen.
Foto: Seniorenbeirat Karlsfeld